Viele Ersthelfer trauen ihren eigenen Fähigkeiten nicht oder haben Berührungsängste. Sie hoffen stattdessen auf die rasche Ankunft des Rettungsdienstes. Doch für viele Unfallopfer ist die Erste Hilfe entscheidend. Die meisten Menschen haben in ihrem Leben bereits einmal einen Erste-Hilfe-Kurs belegt. Doch oft liegt dieser schon mehrere Jahre zurück. Viele sind deshalb nicht auf eine Notfallsituation vorbereitet. Es ist wichtig, Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen. Im Folgenden erklären wir Ihnen, wie Sie sich richtig am Unfallort verhalten und was Sie zu beachten haben.
Die ersten Minuten gehören zum wichtigsten Glied in der Rettungskette und doch wird dieser Aspekt oft vernachlässigt. Für die Unfallopfer geht es aber häufig um Leben und Tod. Jede Minute, die vergeht, kann die Überlebenschancen sinken lassen. Vor allem bei Blutungen oder einem Herzinfarkt kommt es auf schnelles Handeln an. Sie sollten daher die Rettungskette verinnerlicht haben. Diese besteht im Wesentlichen aus fünf Gliedern.
Die Kette bricht bei ihrem schwächsten Glied. Jedes Folgeglied ist deshalb auf den korrekten Ablauf seines Vorgängers angewiesen. Es ist essenziell, die Rettungskräfte rechtzeitig zu alarmieren. Denn verzögertes Handeln kann die Weiterbehandlung des Opfers im Krankenhaus erschweren. Niemand wird es Ihnen vorwerfen, nicht über medizinische Kenntnisse wie ein professioneller Arzt zu verfügen. Eine falsche Entscheidung wäre es jedoch, nichts zu tun. Unterlassene Hilfeleistung sowie Unfallflucht sind zudem strafbar. Sie können Ihr Wissen auch durch Kurse für Ersthelfer auffrischen. Im Betrieb ist es Vorschrift der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) eine Mindestanzahl an Ersthelfern zu haben. Eine Ausbildung zum betrieblichen Ersthelfer umfasst einen Erste-Hilfe-Lehrgang, einschließlich Fortbildung. Die Fortbildung und Kurse bestehen aus jeweils neun Unterrichtseinheiten.
Als Erstes sollten Sie sich einen Überblick über die Lage verschaffen. Versuchen Sie zu bestimmen, wie viele Personen verletzt sind und wer am meisten Hilfe benötigt. Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren. Atmen Sie langsam und tief durch. Damit werden Sie viel überlegter agieren können. Denken Sie daran: Eigenschutz hat immer Priorität, bevor Sie Betroffenen helfen. Sie dürfen weder sich selbst, noch andere gefährden. Wenn Sie mit dem Fahrzeug unterwegs sind, schalten Sie die Warnblinkanlage ein. Sie sollten nicht plötzlich bremsen. Stellen Sie Ihr Auto am Pannenstreifen oder in sicherer Entfernung vom Unfallort am äußersten rechten Fahrbahnrand ab. Steigen Sie immer auf der entgegengesetzten Seite des Verkehrs aus. Bewegen Sie sich, wenn möglich, hinter der Leitplanke. Nehmen Sie Ihre Warnweste, Verbandskasten, Warndreieck und Telefon aus dem Auto. Mit bekleideter Warnweste stellen Sie das Warndreieck in einem entsprechenden Abstand zum Unfallort auf. Innerorts beträgt die vorgeschriebene Entfernung 50 Meter, auf Landstraßen 100 Meter und auf der Autobahn 150 bis 200 Meter. Das Absichern der Unfallstelle ist wichtig, damit weitere Verkehrsunfälle verhindert werden. Sollte der Unfall im Haushalt oder in anderen Räumen passiert sein, so sollten Sie ebenfalls Gefahren ausschalten und gegebenenfalls Maschinen oder den Strom abstellen.
Nachdem Sie mögliche Risikoquellen in der Umgebung eliminiert haben, sollten Sie, wenn möglich, das Opfer aus der Gefahrenzone schaffen. Achten Sie auf einen wirbelsäulenschonenden Transport. Wenn sich der Betroffene im Fahrzeug befindet und in Lebensgefahr schwebt, versuchen Sie ihn mit dem Rettungsgriff, auch Rautek-Rettungsgriff genannt, zu befreien. Tun Sie dies jedoch nur, solange Sie sich dabei nicht selbst gefährden. Öffnen Sie die Wagentür und sprechen Sie den Verunglückten an. Dabei können Sie feststellen, ob die betroffene Person noch bei Bewusstsein ist. Schalten Sie den Motor des Fahrzeugs aus und öffnen Sie den Gurt. Bevor Sie das Unfallopfer herausziehen, achten Sie darauf, dass seine Füße nicht eingeklemmt sind und Ihr Kopf sich nicht vor dem Armaturenbrett befindet, wenn die Airbags noch nicht ausgelöst worden sind. Umfassen Sie den Betroffenen von außen und ziehen Sie seinen Rücken zu sich. Legen Sie Ihren Unterarm an den Bauch des Opfers. Fassen Sie mit Ihren Händen durch die Achselhöhlen hindurch den Unterarm des Betroffenen. Gehen Sie leicht in die Knie und ziehen Sie ihn dann vorsichtig auf Ihren Oberschenkel. Rückwärts laufend transportieren Sie ihn hinaus zu einem sicheren Ort.
Wählen Sie so schnell wie möglich den Notruf, wenn es Verletzte gibt. Europaweit und in Deutschland ist die Nummer der Rettungsleitstelle 112. Der Anruf ist kostenlos von allen Telefon- und Mobilfunknetzen aus. Den Notruf können Sie auch mit einem fremden Telefon, das mit einer PIN gesperrt ist, anrufen. Für den Polizeinotruf wählen Sie die 110. Beim Absetzen des Notrufs sollten Sie sich immer an die „Fünf W“ erinnern:
Geben Sie an, wer anruft und wo Sie sich befinden. Bewahren Sie Ruhe. Das erfahrene Personal der Rettungsleitstelle wird Ihnen zuhören und das Gespräch leiten. Teilen Sie außerdem mit, ob es an der Unfallstelle Gefahrgut gibt. Je präziser Ihre Antworten sind, desto besser kann der Rettungsdienst sich vorbereiten und entsprechendes Fachpersonal schicken.
Überprüfen Sie, ob das Unfallopfer bei Bewusstsein ist. Dazu testen Sie, ob der Betroffene ansprechbar ist oder auf Berührungen reagiert. Befreien Sie die Atemwege, indem Sie den Kopf der Person nach hinten neigen und das Kinn leicht anheben. Bewegen Sie Ihr Ohr zu Mund und Nase des Opfers und versuchen Sie Atemgeräusche festzustellen. Achten Sie auch darauf, ob sich der Brustkorb bewegt. Wenn die Person bewusstlos ist, aber atmet, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage. Winkeln Sie dazu den zu Ihnen gewandten Arm des Betroffenen an und legen Sie die Hand des anderen Arms an die zu Ihnen zeigende Wange. Halten Sie die Hand fest. Winkeln Sie nun das weiter entfernt liegende Bein an und drehen Sie den Körper zu sich. Achten Sie darauf, dass der Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt und der Kopf etwas nach hinten geneigt ist, um die Atemwege freizuhalten. Öffnen Sie den Mund leicht. Wenn das Opfer sowohl bewusstlos ist, als auch nicht mehr atmet, sollten Sie eine Herzdruckmassage anwenden. Dabei knien Sie sich neben das Opfer und legen Ihre übereinanderliegenden Handflächen mittig auf den Brustkorb. Drücken Sie mit ausgestreckten Armen fünf bis sechs Zentimeter nach unten und lassen Sie wieder nach. Wiederholen Sie das ganze 30 Mal. Halten Sie dann die Nase des Betroffenen zu und öffnen Sie seinen Mund. Führen Sie zwei Beatmungen durch, sodass sich der Brustkorb hebt. Wiederholen Sie den Rhythmus 30 Herzdruckmassagen und zwei Beatmungen so lange, bis professionelle Hilfe eintrifft. In manchen Umgebungen steht auch ein automatisierter externer Defibrillator (AED) zur Verfügung. Bei Blutungen lagern Sie das entsprechende Körperteil hoch und legen einen Druckverband an. Wenn Sie keinen Erste-Hilfe-Kasten parat haben, können Sie auch provisorisch Kleidungsstücke verwenden. Wenn die betroffene Person bei Bewusstsein ist, reden Sie ruhig mit ihr und erklären Sie, dass Sie da sind und etwas geschieht. Im Betrieb können Sie auch den laut DGUV Vorschrift ausgebildeten Ersthelfer rufen.
Es ist gesetzlich vorgeschrieben, im Fahrzeug immer eine Warnweste, Warndreieck und Verbandskasten mit sich zu führen. Zukünftig müssen sich zusätzlich zwei Schutzmasken im Verbandskasten befinden. Des Weiteren beinhaltet er alle essenziellen Materialien zur Behandlung von Wunden sowie eine Rettungsdecke, Einmalhandschuhe und eine Erste-Hilfe-Broschüre. Denken Sie auch daran, Ihr Mobiltelefon immer bei sich zu haben, um schnell den Notruf wählen zu können. Viele Ersthelfer führen auch immer ein Rettungstuch mit sich. Dieses kann kompakt in der Hosentasche getragen werden und ist sofort einsatzbereit.